Dienstag, 14. Mai 2013

Durch die Berge...


Buenas tardes,
nach dem wir Cuenca verlassen haben, war unsere erste Station auf dem Rueckweg Alausi. Dieses kleine Dorf lag frueher auf der wichtigsten Zugstrecke Ecuadors und hat heute einen der wenigen verbliebenen Bahnhoefe des Landes - sonst aber auch nix.


Der Bahnhof ist die Reise allerdings wert, da Startpunkt fuer eine der spektakulaersten, wenn auch kuerzesten Schienenwege der Welt. Der Zug windet sich in einer knappen Stunde die Nariz del Diablo (Teufelsnase) hinab und, weil die Kurven so eng nicht befahrbar waren, haben unsere Ingenieursurahnen einfach Sackgassengleise mit Weichen gebaut. In die faehrt der Zug ein, dann springt der Heizer fix runter, stellt die Weiche um und dann gehts die naechsten paar hundert Meter in die andere Richtung bergab, so zickzackt sich die Lok den Berg durch eine beeindruckende Landschaft hinab. Geht nicht so schnell wie mit einem Tunnel, macht aber viel mehr Spass. 

Nachdem Alausi sonst den schon bekannten "war mal eine Strassenkreuzung"- Charme versprueht, sind wir aus dem Zug direkt in den Bus gesprungen und mit Umsteigen noch am selben Tag in Guaranda angekommen. Das ist ein nettes, wenn auch unspannendes Staedtchen auf 2500m, das vor allem wegen seiner Naehe zum hoechsten Berg Ecuadors besucht wird. An den haben wir uns aber nicht gleich rangetraut, sondern erst mal einen Tag zum Akklimatisieren in Salinas, einem Nachbardorf auf 3500m, verbracht.   
Salinas ist beruehmt fuer sein Modell des "kommunistischen Kapitalismus" und war bis in die siebziger die aermste Gemeinde der Provinz Bolivar. Dann kam ein italienischer (!) Missionar vorbei und hat eine kommunale Selbsthilfe entwickelt, die mittlerweile viele Gemeinden zu kopieren versuchen. Angefangen haben sie damit, saemtliche Erzeugnis gesammelt zu vermarkten um bessere Preise zu erzielen. Dann haben Sie gemerkt, dass der Gewinn bei den Endprodukten liegt und also mit der Weiterverarbeitung begonnen. Heute kauft die Gemeinde den Bauern die Rohprodukte zu fairen Preisen ab, verarbeitet sie in kleinen Werkstaetten, die der Gemeinde gehoeren, und exportiert Kaese, Ponchos, getrocknete Steinpilze, Schokolade und Krauetermedizin ins ganze Land und nach Europa. In den Werkstaetten arbeiten ca. 300 von 1200 Dorfbewohnern, von den Gewinnen bauen sie eine Schule, Klaeranlage und neue Werkstaetten. Gemeindeprojekte (als wir da waren gabs gerade neues Pflaster fuer den Hauptplatz) werden ueber Arbeitseinsaetze abgewickelt. Wer nicht in den Werkstaetten arbeitet oder produziert, hilft beim Pflastern, Bauen, Holzfaellen und hat im Gegenzug Zugang zur Gemeindeinfrastruktur. Ganz einfach eigentlich, das mit der Welt und so.  

Nach Salinas sind wir mit einem Pickup gefahren, dessem Besitzer "zufaellig" auch als Guide arbeitet. Auch wenn wir zu Beginn etwas skeptisch waren, hat sich Carlos schon auf der kurzen Fahrt so sympatisch praesentiert und mit soviel Wissen ueber die Region geglaenzt, dass wir uns fuer den naechsten Tag mit ihm zu einer Tour verabredet haben. Nachdem um diese Jahreszeit im Sueden in den Bergen die Sicht ab Mittags wolkenbedingt bei 2m liegt, sind wir schon um 7 los, um unser grosses (im wahrsten Sinne) Ziel wenigstens kurz auch vor Augen zu haben. Der Chimborazo ist mit 6310m der hoechste Punkt Ecuadors und mittlerweile solange nicht mehr ausgebrochen, dass er nicht mehr als Vulkan sondern als Berg gilt. Da er ganz frei steht und nicht Teil eines Massivs ist, wirkt er, rundum vergletschert, noch viel beindruckender. Bis zum Gipfel wollten wir uns gar nicht wagen, nur die 200 Hoehenmeter von der mittleren bis zur letzten Schutzhuette. Dafuer haben wir eine knappe Stunde geschnauft, aber schlussendlich zu Fuss die 5000m ueberschritten - und waren damit, wegen der elliptischen Erdform und so, weiter weg vom Mittelpunkt als jeder, der nicht auf den Chimborazo gestiegen ist. Der Gipfel des Mount Everest ist 2000m naeher am Mittelpunkt, den haben wir also leicht geknackt :-) 


Nebenbei gibt es im Nationalpark Chimborazo (in Ecuador ist alles was hoeher als 3800m liegt, per Gesetz geschuetzt) mit 5300 Tieren die weltgroesste Population von Vicuñas. Kleine Exkursion der Artenkunde: es gibt drei Arten des suedamerikanischen Kamels, das Llama und das Alpaca sind die domestizierten Vertreter, das Vicuna ist der ausschliesslich wild lebende Ursprung. Und ein ziemlich cooles Viech.

Nachdem uns die letzten Tage das Reisen ein bischen anstengend geworden ist und das Wetter in den Bergen nicht so mitspielt wie wir das gehofft hatten, haben wir unsere Route (mal wieder) umgeworfen und fahren jetzt an den Strand, noch ein bischen Tauchen und Blue footed Boobies suchen. Von da melden wir uns wieder und hoffen dass es Euch allen gut geht und wir Euch mit unseren Geschichten ein bischen Anden nach Europa schicken koennen.

Tine und Frank 






3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Tolle Photos! Ein Alpaka oder der frei laufende Bruder war auch dabei! Weiterhin wünsche ich euch eine schöne Zeit! LG

nicole hat gesagt…

hallo
dankeschön für den geist der anden
im with you

susy hat gesagt…

:-) klingt super!! Viel Spaß noch y hasta luego